Leipzig LibFind

Ein barrierearmes, digitales Einstiegsangebot für ein komplexes öffentliches Service-System.

Das Leipziger Bibliothekssystem besteht aus vielen eigenständigen Einrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, digitalen Angeboten und Nutzungsregeln. Für Bürger*innen gibt es keinen zentralen, barrierefreien digitalen Einstieg, der Orientierung über Standorte, Services und Nutzungsschritte bietet.

Besonders Menschen, die Bibliotheken nur gelegentlich und nicht akademisch nutzen erleben den Einstieg als fragmentiert, zeitintensiv und unsicher. Zentrale Fragen bleiben unbeantwortet: Welche Bibliothek ist für mich relevant? Was brauche ich für die Anmeldung? Welche Regeln gelten?

Gleichzeitig stehen die Bibliotheken unter strukturellem Druck durch begrenzte Budgets und personelle Ressourcen, wodurch persönliche Beratung digitale Defizite nur begrenzt auffangen kann.

Weil es eine „Spezialbibliothek“ war, wusste ich nicht ob ich diese überhaupt nutzen darf.

Nutzer*in, Online-Befragung

Im Rahmen meiner Abschlussarbeit der UX/UI‑Weiterbildung bestand meine Aufgabe darin, ein digitales Einstiegsangebot für das Leipziger Bibliothekssystem zu konzipieren, das:

  • Barrieren beim Zugang zu öffentlichen Bibliotheksservices reduziert
  • Orientierung und Vorbereitung vor dem Bibliotheksbesuch ermöglicht
  • emotionale Unsicherheiten (Angst vor Fehlern, Gebühren, Bürokratie) abbaut
  • bestehende Services begleitet, ohne operative Systeme zu ersetzen

Dabei sollte das Konzept nutzerzentriert, barrierearm und anschlussfähig an bestehende öffentliche Strukturen sein.

Ich analysierte das System aus Nutzer*innensicht mithilfe einer quantitativen Online-Befragung und qualitativer Nutzer*inneninterviews, um sowohl strukturelle als auch emotionale Barrieren sichtbar zu machen. Die Forschung zeigte, dass fehlende Übersicht, unklare Regeln und hohe kognitive Belastung zentrale Hürden darstellen.

Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelte ich eine Service-Design-orientierte Lösung, die sich bewusst auf den digitalen Einstieg konzentriert. Mithilfe von User Journey, Affinity Mapping und MoSCoW-Methode priorisierte ich Funktionen konsequent nach Nutzer*innenbedürfnissen und reduzierte das Konzept auf das Wesentliche.

Zentrale Maßnahmen waren:

  • Entwicklung einer klaren Informationsarchitektur (Sitemap, Card Sorting)
  • Iterative Wireframes und Prototypen in Figma
  • Fokus auf Quick-Glance-Informationen (Öffnungszeiten, Status, Standort)
  • Visuelle Orientierung statt textlastiger Erklärungen
  • Mehrsprachigkeit und Onboarding zur Reduktion von Unsicherheit
  • Klare Abgrenzung der App-Funktionalität gegenüber bestehenden Katalogsystemen

Durch wiederholte Usability-Tests passte ich Navigation, Menüs und Inhalte an, um Verständlichkeit, Zugänglichkeit und emotionale Sicherheit zu erhöhen.

Das Ergebnis ist ein barrierearmes, digitales Einstiegsangebot, das als begleitender Service Layer fungiert: Es schafft Orientierung, erleichtert Vorbereitung und reduziert Einstiegshürden – ohne bestehende Bibliotheksprozesse zu ersetzen.

Die Lösung zeigt, wie digitale Services im öffentlichen Raum Nutzer*innen und Mitarbeitende gleichermaßen entlasten können, indem sie Unsicherheiten abbauen und Erwartungen klären. Das Projekt verdeutlichte insbesondere den Mehrwert von Reduktion, Klarheit und Service Design Denken in komplexen, föderalen Systemen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Eine Antwort zu „Leipzig LibFind“

  1. Avatar von A WordPress Commenter

    Hi, this is a comment.
    To get started with moderating, editing, and deleting comments, please visit the Comments screen in the dashboard.
    Commenter avatars come from Gravatar.