Eine digitale Lösung zur Peer-to-Peer Finanzhilfe.

Finanzielle Unterstützung findet in vielen Communities bereits statt – allerdings meist informell und über Kanäle, die dafür nicht gemacht sind: private Überweisungen, Messenger-Dienste oder öffentliche Crowdfunding-Plattformen. Diese Lösungen sind häufig intransparent, bürokratisch oder stigmatisierend.
Das zentrale Problem ist dabei nicht fehlende Solidarität, sondern fehlendes Vertrauen: in Plattformen, in Prozesse und in die Art, wie finanzielle Hilfe vermittelt wird. Besonders für marginalisierte Gruppen ist das Annehmen von Unterstützung oft mit Scham, Angst vor Bewertung oder Kontrollverlust verbunden. Digitale Angebote verstärken diese Hürden häufig, statt sie abzubauen.
Ich wünsche mir eine Plattform auf der ich mich auch austauschen kann. Bedenken habe ich eher in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit.
Nutzer*in, Online-Befragung
Ich bin motiviert Geld zu geben, wenn Leute in meinem nahen Umfeld es tun und es für mich sichtbar ist.
Nutzer*in, Online-Befragung
Im Rahmen eines zweiwöchigen Design Sprints bestand meine Aufgabe darin, ein digitales Plattformkonzept zu entwickeln, das Peer-to-Peer-Finanzhilfe:
- stigmafrei, transparent und würdevoll ermöglicht
- Vertrauen, Empathie und Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt
- sowohl Geben als auch Annehmen gleichwertig adressiert
- niedrige Zugangshürden bietet und inklusiv gestaltet ist
Ziel war kein marktreifes Produkt, sondern ein belastbares Service-Design-Konzept, das zeigt, wie finanzielle Solidarität als menschliches, alltägliches digitales Produkt gestaltet werden kann.
Um emotionale und strukturelle Barrieren zu verstehen, führte ich Nutzerinterviews, eine Online-Umfrage, eine Wettbewerbsanalyse sowie Card Sorting durch. Die Forschung zeigte: Fast alle Teilnehmenden hatten in den vergangenen Monaten finanzielle Unsicherheit erlebt, viele hatten informell Hilfe gegeben oder erhalten. Entscheidend für die Nutzung waren Vertrauen, Anonymität und Einfachheit.
Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelte ich Personas und Journeys mit besonderem Fokus auf den ersten Kontakt mit der Plattform. Dabei wurde deutlich, dass das Onboarding eine zentrale Rolle spielt: Es muss Sicherheit vermitteln, Kontrolle geben und Vertrauen aufbauen – ohne zu überfordern oder zu bevormunden.
Ich reduzierte die Informationsarchitektur bewusst auf klare, lineare Schritte und gestaltete Wireframes sowie einen High-Fidelity-Prototyp mit folgenden Schwerpunkten:
- schrittweises, verständliches Onboarding
- optionale anonyme Nutzung
- transparente Regeln und Community-Guidelines
- klare Fortschrittsanzeigen und einfache Interaktionen
- barrierebewusstes visuelles Design mit warmem, zugänglichem Charakter
Usability-Tests flossen iterativ in die Weiterentwicklung ein. Auf Basis des Feedbacks vereinfachte ich Onboarding und Tutorial weiter, präzisierte Labels und optimierte Typografie und Buttons, um Lesbarkeit und Zugänglichkeit zu erhöhen.


Das Ergebnis ist ein getesteter High-Fidelity-Prototyp, der zeigt, wie digitale Services finanzielle Unterstützung als kollektive, vertrauensvolle Praxis erfahrbar machen können. The Commons schafft einen Rahmen, in dem Geben und Nehmen gleichwertig, transparent und würdevoll gestaltet sind – ohne Scham, Komplexität oder unnötige Hürden.
Das Konzept verdeutlicht, wie Service Design im sensiblen Finanzkontext dazu beitragen kann, Vertrauen aufzubauen, emotionale Sicherheit zu schaffen und solidarisches Handeln digital zu unterstützen.
